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Das Lächeln der Hyäne  

(aktuelle CD-Nov. 2016)

 

 

 

JOE HILL

Joe Hillström kam von Schweden her

Suchte Arbeit überm Meer

Und die Freiheitsstatue winkte ihm zu

Als sein Schiff an ihr vorbei zum Hafen fuhr

Als sein Schiff an ihr vorbei zum Hafen fuhr

Die Klamotten abgewetzt, doch die Hoffnung stirbt zuletzt

Als er aufbrach ins gelobte Land

Ach, die Stadt war kalt und grob zu den Menschen ohne Job

Und es dauerte nicht lang bis er verstand – Joe Hill

Es dauerte nicht lang bis er verstand

 

Joe fand ’nen Job, putzte den Saloon

In ’ner Bar in der Bowery

Wenn sein Lappen durch den Schiet übern Dielenboden glitt

Klangs als pfiff er eine Melodie

Klang es fast als pfiff er eine Melodie

Also auf nach Westen, dieser ewig junge Traum

Nur: die Dinge lagen nicht so wie erträumt

Doch da war’n die INDUSTRIAL WORKERS OF THE WORLD

Die Gewerkschaft war als einzige ihm Freund

Die Gewerkschaft war als einzige ihm Freund

 

Die Streiks warn blutig und warn illegal

Und sie warn so schwer wie lang

In der langen dunklen Nacht schrieb Joe Lieder und blieb wach

Und am Morgen weckte alle sein Gesang

Und sie fassten neuen Mut durch den Gesang

Er schrieb seine Texte zu den Melodien der Zeit

Und ein Jeder stimmte ein

Und sie wurden immer mehr und die Songs warn populär

Und Joe Hill war mittendrin dabei

Und Joe Hill war mittendrin dabei

 

Da geschah ein Mord im Streikdistrikt

Und die Täter auf der Flucht

Es gab keinerlei Beweis, doch der Sheriff sprach:“Ich weiß

Joe Hill ist der Mörder den ihr sucht

Joe Hill ist der Mörder den ihr sucht!“

Dunkel sind die Wege des Rechts im Land

Und eigen des Schicksals Pfad

Die Regierung stand parat, hört‘ der Minenbosse Rat

Denn die Richter werden eingesetzt vom Staat

Ja, die Richter werden eingesetzt vom Staat

 

36 Lebensjahre und dies Ende wogen schwer

Schwerer noch als kaltes Kupfererz

Für die Lieder, die er fand, wurd er fürsorglich bezahlt

Mit ’ner Kugel, die traf mitten in sein Herz

Mit ’ner Kugel, die traf mitten in sein Herz

Ja, sie stellten Joe Hill an die Wand

Sie verbanden seine Augen, drückten ab

‚S war das Leben des Rebellen, das er für sich selbst gewählt

‚S war der Tod eines Rebellen ,den er starb

‚S war der Tod eines Rebellen ,den er starb

 

Sagt es laut in jedem Gewerkschaftshaus

Überall in diesem Land

Dass ihr nicht den Mut verliert, sind die Worte eingraviert

Zwischen all die Einschusslöscher in der Wand

Zwischen all die Einschusslöscher in der Wand

Dieser letzte Satz, den Joe Hill schrieb

Als er sah, die Tür geht zu

Boys, this is my last and final will

Good luck to all of you

Good luck to all of you.“

 

Novembermorgen

Die Schale Milchkaffee am Morgen

Der zögernd nur der Nacht entflieht

Fühl mich in mir nicht mehr geborgen

Und Nebel suppt in mein Gemüt

Der Rauch der ersten Zigarette

Steigt mühsam auf in jenes Grau

Ich müsste, söllte, wollte, hätte …

Rauchzeichen nur und ungenau

 

Der Horizont zerlegt in Scherben

Die Karawane zog vobei

Novembermorgen laß mich sterbenden

Und wieder auferstehn im Mai

 

Die Bäume kreuzen ihre Äste

Vom Ostwind hart bedrängt und nackt

Nur skelettierte Überreste

Des Sommers. Schief ins Land gezackt

Im Garten friert der Oleander

Und Efeu windet sich im Strauch

Die Blätter wirbeln umeinander

Im Totentanz. Ich friere auch

 

Der Horizont …

 

Es wäre gut, jetzt zu verreisen

Zu jenen Inseln unterm Wind

Wo Leben reift in sanften Kreisen

Und nicht alljährlich Abschied nimmt

Pirogen blähten ihre Segel

Die Sonne küsst‘ den Ocean

Stattdessen sitz ich hier im Nebel

Und zünde eine Kerze an

 

 

HERBSTLIEBE

für Birgit, 09.10.2010

Wie verstörend gelassen die

Melancholie der Natur jetzt

Im Oktober – wohl wissend

Oder namenlos ahnend – daß

Spätestens Mai die Kreise im

Lebensraum weitet –

und wir?

Vom Ende gebannt – angstvoll

Schlagen wir Haken ins Freie

Als könnten wir so

Serpentine hinauf und

Hinab – die Zeit dehnend –

Entkommen

Warum nicht gesammelt

Die Früchte gereift jetzt genießen

Mit Falten und Schrunden

(Die Nüsse fallen nicht

Weit vom Stamm ins

Moos)

 

strange fruit

Auf dem Markt der Märkte, gestern

Drängten froh sich die Jongleure

Hütchenspieler, Hasardeure

Kaufen, kaufen, Brüder, Schwestern …

Analysten animierten

Hohepriester psalmodierten

Und das Volk, ob gross, ob klein

Glaubte jeden Abzählreim

Über Nacht nun diese Stille

Aufgescheucht aus feuchten Träumen

Nebel wallen über Wall Street

Broker hängen schwankend von den Bäumen

2009

 

Der Drache

Es ist so, wie dereinst im Märchen:

Es sitzt vor den Toren zur Welt

Ein Feuer speiendes Untier

Inmitten von Bergen von Geld

Das hat Milliarden Köpfe

Und schneidet man einen ab, ach

So wachsen im Nu hundert neue

und hundert grausamere nach

 

Sankt Georg mit der Lanze

Jung Siegfried mit dem Schwert

Wo ist der Drachentöter

Der unser Fleh’n erhört ?

 

Die Bestie breitet die Schwingen

Aus, fliegt über Wasser und Land

Ihr Pesthauch verheert ganze Städte

Setzt Kontinente in Brand

Die Opfer zählen Myriaden

Und wirft sie ihr’n Schatten voraus

Verkriecht sich der Bürger gehorsam

Und Zitternd in Keller und Haus

 

Sankt Georg mit …

 

Wir hör’n unsre Volksvertreter

(Die haben wir selber gewählt)

Sie wollten die Bestie zähmen

Und brauchten dazu unser Geld

Die nähme ja nimmermehr Jungfraun

Als Lösegeld, einmal im Jahr

Nur Mammon stillt‘ ihre Begierde

Egal ob verbrieft oder bar

 

Sankt Georg mit …

 

Jetzt regt sich auf Strassen und Plätzen

In vielen der kluge Verdacht:

Der Drache ist eine Chimäre

Aus Medien-Machée gemacht

Dahinter verbergen sich Menschen

Aus Fleisch und aus Blut, After und Hirn

Und das, was Menschen ersinnen

Das kann auch der Mensch korrigier’n

 

Sankt Georg und Jung Siegfried

Die lass in Frieden ruh’n

WIR sind die Drachentöter

Wir müssen’s selber

Wir können’s selber

Wir wollen’s selber tun!

Anlaß war die Demo in Frankfurt am 12.11.2011: Banken in die Schranken.

Michael Wilk empfing uns: „Willkommen im Herzen der Bestie!“ – und fügte hinzu (so ich mich erinnere): „Wenn mensch die Bestie nicht zähmen kann, muß man sie umbringen.“

 

 

Sommer

Auf dem warmen Sandstein

dieser Treppe sitzen bleiben

zuschau’n wie im hohen Blau

Mauersegler schöne Bögen schreiben

will mir kühlen Wein in frommen

Schlucken einverleiben

und vom Schinken hingehauchte Scheiben

dann an deinem Mund

den meinen reiben

so könnt‘ schwerelos

auch dieser Tag vorübertreiben …

 

 

Der Gesang der Polly Glott

Ich kenne das Starbucks in Oslo

Ich kenne das Starbucks in Seoul

Ich kenne das Starbucks in Haifa

Jedoch nicht St.Etienne in Toul

 

Ich kenne das Starbucks in Sydney

Ich kenne das Starbucks in Rom

Ich kenne das Starbucks in Boston

Doch nicht den Mailänder Dom

 

Am schönsten ist’s wie zuhause

So fliege ich durch die Welt

Ein bisschen Fototapete

Kulisse für kleineres Geld

 

Sagt einer mir: Reisen bildet.

Das macht nix, mir isses egal

Ich buche ja alles inclusive

Last minute und pauschal global

 

Ich kenne McDonalds in Bangkok

Ich kenne McDrive in Shanghai

Ich kenne McCafe in Kapstadt

Am Louvre, da lief ich vorbei

 

Das Fremde macht mich ganz kirre

Das Essen, die Sprachen, die Leut‘

Traf neulich mein’n Nachbarn im Starbucks

In Kairo, das hat mich gefreut

 

Ich kenne das Starbucks in Moskau

Ich kenne das Starbucks in Wien

Ich kenne das Starbucks in Frankfurt

Da muß ich demnächst wieder hin

Ach ja, die Klo-balisierung

 

 

O Gorizia

Ach, am 5. August in der Frühe

Hallte Marschbefehl durch die Kasernen

Nach Gorizia, der Grenzstadt, der fernen

Und der Schmerz zog im Gleichschritt mit uns

 

Aus den Himmeln fiel endlos der Regen

Und wie Hagel die Kugeln der Andern

Fremde Brüder, die sich nicht erkannten

Und die Sterbenden sagten es so:

 

O Gorizia, verflucht seist du. Amen.

Für die Herzen, die mitfühlend schlagen

Ach, man treibt uns ins Feld ohn‘ Erbarmen

Und nur wenige kehren zurück

 

Hört ihr Scheisskerle – mit euern Frauen

Liegt ihr warm und auf Rosen gebettet –

Da ist nichts, das vor Strafe euch rettet

Die ihr frech unser Leiden verlacht

 

Und ihr Lügner, ihr nennt Feld der Ehre

Diese Erde verlorener Söhne

Die im Todeskampf laut „Mörder“ stöhnen

Eines Tages ereilt euch ihr Fluch

 

Meine Liebste, kannst mich ja nicht hören

Sag den Freunden, gewiss sterb ich morgen

Dass sie mit um die Kinder sich sorgen

Deren Namen im Herzen ich trag

 

O Gorizia, verflucht seist du. Amen.

Für die Herzen, die mitfühlend schlagen

Ach, man treibt uns ins Feld ohn‘ Erbarmen

Und nur wenige kehren zurück

 

O Gorizia tu sei maledetta

per ogni cuore che sente coscienza

dolorosa ci fu la partenza

e il ritorno per molti non fu.

Ein Lied aus dem Stellungskrieg am Isonzo / slowenisch: Soca vor 100 Jahren …

 

 

O tsu di arbeter froyen / für die Arbeiterinnen

David Edelstadt, 1891 / Daniel Kahn 2016
dt.: Sigi Becker

arbeter froyen, leydende froyen!

froyen, vos shmakhtn in hoyz in fabrik

vos shteyt ir fun vaytn? vos helft ir nit boyen

dem templ fun frayhayt, fun mentshlekhn glik?

 

helft undz trogn dem baner dem roytn,

forverts, durkh shturem, durkh finstere nekht!

helft undz vorhayt un likht tsu farbreytn,

Atsvishn umvisende, elende knekht!

 

Arbeiterinnen, duldende Frauen

Frau’n, die hart schuften in Haus und Fabrik

Stellt euch nicht abseits, helft mit zu bauen

Den Tempel für Freiheit, für menschliches Glück

 

Helft uns die rote Fahne zu tragen

Furchtlos durch Nacht und Regen und Wind

Helft uns all jenen die Wahrheit zu sagen

Jenen, die elend und unwissend sind

 

helft undz di velt fun ir shmuts tsu erheybn!

ales opferen, vos undz iz lib

kemfn tsuzamen, vi mekhtike leybn

far frayhayt, far glaykhhayt, far undzer printsip!

 

nit eyn mol hobn shoyn nobele froyen,

gemakht tsitern henker un tron,

zey hobn getsaygt, az men ken zey fartroyen,

in biterstn shturem di heylike fon.

 

Helft mit die Welt von der Not zu befreien

Schwestern und Töchter und Mütter vereint

Kämpft füreinander, gleich mutigen Löwen

Für Freiheit und Gleichheit und Gerechtigkeit

 

Wir tragen die Fahne, als Bruder und Schwester

Durchs Dunkel zum Licht, über schwankenden Steg

Als Freundin, Gefährtin, Genossin, Geliebte

Arbeter froyen zeigt uns den Weg

 

 

 

Süden (Neuauflage – Haut Languedoc)
Eidechsen hocken sonnensatt im Fels
Weit unten, der Kastanienwald, die Schlucht
Und oben, unterm höh’ern Blau, der Hut
Aus Heidekraut, das um die Gipfel loht
Den Pfad im Schlangengang bis ganz nach vorn
Zu jenem Abbruch überm Weinland, das
Im Sonnenglast vergeht. Ganz hinten, da
ahnst du das Meer, ein andres Blau im Blau
Der Süden kam mir irgendwann abhanden
Im schlechten Wind, der in Europa weht
Nun kann ich wieder jene Düfte atmen
Die mich erinnern und sieh‘ da, es trägt
Der Glockenturm, die Gassen ockerrot
Platanenplatz und das Café am Eck
Ich schmieg mich wohlig ins Klischee, und gönn‘
mir einen kleinen Weissen oder mehr …
Die Menschen geh’n gelassen ihres Wegs
Die Hunde streunen freundlich übern Platz
Nur sitzen, schmecken, träumen und dann seh’n,
Wie bald die Nacht mit ihrem Sternen prahlt
Der Süden kam mir irgendwann abhanden
Im schlechten Wind, der in Europa weht
Nun kann ich wieder jene Blicke wagen
Die mich erinnern und sieh‘ da, es trägt
Mich einzunorden, leuchten vom Email
Der Schilder Namen und ich zieh den Hut
Vor Pierre Rabhi, dem Gärtner, und auch vor
Neruda und Ferré und René Char
Ich lausch dem Nachtwind: kleine Utopie
vom jenem Süden, brüderlich und frei
Und singt doch auch von Terror und Maquis
Und Jean Moulin mahnt stumm am Scheideweg
Der Süden kam mir irgendwann abhanden
Im schlechten Wind, der in Europa weht
Nun kann ich wieder die Geschichte ahnen
Die mich erinnert, und sieh da, es trägt

 

Die überraschende Rückkehr des Südens in mein Inneres … Haut Languedoc 2015

 

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